Kakaoknappheit und das Streben nach wirtschaftlicher Gerechtigkeit: Die Rolle der nachhaltigen Finanzwirtschaft bei der Produktion des braunen Goldes
Die zunehmende Verknappung von Kakao in den wichtigsten Erzeugerländern wie Ghana und Elfenbeinküste bedroht die weltweite Versorgung. Gleichzeitig begünstigen die steigenden Preise die Exporteure und lassen die Produzent*innen in einer prekären Lage zurück. Angesichts dieses alarmierenden Befundes kristallisiert sich nachhaltiges Finanzwesen als Lösung heraus, um die Widerstandsfähigkeit der Kakaobranche zu stärken.
«Es ist nicht genügend Kakao verfügbar»
In Ghana und der Elfenbeinküste, die zusammen 60 % der weltweiten Kakaoproduktion ausmachen, werden die Schoten knapp. Die Gründe dafür vielfältig: zu niedrige Investitionen in die Bodenfruchtbarkeit, Pilzkrankheiten, die die Pflanzen zerstören (der Swollen Shoot), und Klimakapriolen, die zu geringeren Ernten führen.
Eine unfaire Preisstruktur
Der Produktionsrückgang wirkt sich auf den Preis aus, der Anfang Februar auf 5.600 € pro Tonne stieg - so hoch wie seit 1977 nicht mehr. «Der Preisanstieg kommt vor allem den Exporteuren zugute», erklärt Yves Komaclo, Oikocredit-Anlagemanager für Westafrika.
Der Kakao wird den Bäuerinnen und Bauern zu einem Festpreis abgekauft, wobei ein sogenanntes Decent Income Differential (DRD) angewendet wird. Es handelt sich dabei um eine Prämie, die auf Druck der Bäuerinnen und Bauern als Antwort auf die Covid-Krise von der ivorischen und ghanaischen Regierung eingeführt wurde. Das DRD beträgt 400 US-Dollar pro Tonne Kakao und wird direkt an die Bäuerinnen und Bauern ausgezahlt. Yves Komaclo weist jedoch darauf hin, dass die DRD ausgehandelt wurde, als der Kakaopreis bei 2.000 US-Dollar pro Tonne lag, was heute nicht mehr der Fall ist. Daher ist diese Prämie für die Produzenten nur noch verschwindend gering.
Nachhaltige Finanzwirtschaft zur Verbesserung der Lebensbedingungen der Kakaobäuerinnen und -bauern
Vor diesem Hintergrund ist das Instrument der nachhaltigen Finanzwirtschaft ein wirksames Mittel, um Produzent*innen ein angemessenes Einkommen zu ermöglichen und sie gleichzeitig vor Ort zu begleiten, um ihre Widerstandsfähigkeit gegenüber klimatischen Herausforderungen zu verbessern.
In diesem Zusammenhang engagiert sich die Impact Investorin und Genossenschaft Oikocredit über ihre Partner in Westafrika verstärkt für die Unterstützung von Kakaobäuerinnen und -bauern. Derzeit läuft eine Partnerschaft mit Océan SA, einem ivorischen Unternehmen, das auf den Export von Kakaobohnen und Cashewnüssen spezialisiert ist. Das Ziel: die Entwicklung einer fairen und nachhaltigen landwirtschaftlichen Wertschöpfungskette.
Durch nachhaltige Investitionen können soziale Unternehmen wie Océan SA den Kakao direkt ab Feld kaufen, während Banken verlangen, dass der Kakao bereits im Hafen gelagert wird, bevor sie eine Finanzierung bereitstellen. Ebenso bieten die grossen Exporteure den Kooperativen nur kleine Vorschüsse an. Die Rolle der Impact Investor*innen besteht also darin, den Kakaobäuerinnen und -bauern diese Liquidität zu gewähren.
Informiert investieren: die Rolle von Siegeln
Oikocredit nutzt Zertifizierungsprogramme (FairTrade, Rainforest Alliance...) als Kriterien für die Auswahl ihrer Partner. Ziel ist es, vollständige Transparenz zu schaffen. Damit haben Anleger*innen Gewissheit, dass ihr Geld dazu beiträgt, die Lebensbedingungen der Bäuerinnen und Bauern zu verbessern, die Nachhaltigkeit des Produkts zu gewährleisten und Praktiken zu verhindern, die gegen soziale Gerechtigkeit und Menschenrechte verstossen, wie z.B. Kinderarbeit.
«Wenn wir an eine Organisation herantreten, die im Kakaosektor tätig ist, fragen wir nach ihrer Zertifizierung und ob sie aktuell ist», sagt Yves Komaclo. Abgesehen vom Kakao achtet Oikocredit darauf, dass die landwirtschaftliche Arbeit Nachhaltigkeit und Ethik miteinander verbindet. Denn obwohl Siegel wichtige Anhaltspunkte sind, liegt der Schwerpunkt auf der individuellen Bewertung jeder Partnerorganisation und der Marktchancen.
Die Unterstützung des Kakaosektors ist daher Teil des globalen Auftrags von Oikocredit. Sie verwendet die Ressourcen ihrer Anleger*innen, um den Bäuerinnen und Bauern dabei zu helfen, ihre Produktivität zu steigern, ihren Anbau zu diversifizieren und Zugang zu den Märkten zu Bedingungen zu erhalten, die oft günstiger sind als die, die sie sonst erhalten würden.
Autorin: Clémentine Pougnet-Néel
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